Montag, 10. November 2025

Schon wieder - - - oder der Glaube an die WTO

Erneut haben die Solothurner Verkehrsbetriebe sich gegen die Bellacher Hess-Busbauer entschieden. Interessant ist dabei die Begründung: Es hätte beim besten Willen keine andere Möglichkeit gegeben. Die Offerte der Konkurrenz aus Deutschland (in diesem Fall) sei einfach günstiger (sprich: billiger) und zudem qualitativ besser gewesen. Zu Deutsch also: die Solothurner Busbauer sind teuer und qualitativ ungenügend.

Erst einmal werden sich die renommierten und innovativen Bellacher Busbauer über diese Negativwerbung bedanken. Zudem: Wenn die Solothurner Behörden richtig liegen, müssen sich eigentlich alle andern Schweizer Verkehrsunternehmen – darunter die grössten Schweizer Städte – dringend fragen, ob sie nun wirklich Busse kaufen, die zu teuer und qualitativ bloss zweite Wahl sind.

Der gesunde Menschenverstand jedoch sagt etwas Anderes:

1.      Die grossen nationalen und viele internationale Beschaffer sind wohl kaum alle schlechtere Fachbeschaffer als die vergleichsweise relativ kleinen Solothurner. Das kann schlicht nicht sein. Demnach wäre also die Submission der Solothurner nicht das gelbe vom Ei. Die sehr naheliegende Schlussfolgerung: Dieses Ergebnis der Submission wäre nicht das einzig mögliche gewesen, als das es nun von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung dargestellt wird.

2.      Bei einer Submission – auch bei einer WTO-Submission – gilt jedoch: Je nachdem, welche Kriterien ich aufliste und wie ich die einzelnen Kriterien gewichte, erhalte ich ein anderes Ergebnis. Es gibt sehr viele internationale Ausschreibungen, da werden die Kriterien so gelistet und gewichtet, dass zum vorneherein bereits feststeht, wer gewinnen wird. Mit anderen Worten: Wenn diese Kriterien gegen den eigenen Hersteller sprechen, ist dies entweder ein Schildbürgerstreich, Unvermögen oder Absicht.

Entweder sind also die verbalen Beteuerungen, man hätte den Auftrag gerne der Firma Hess gegeben, schlicht unwahr oder man hat aus purer Unfähigkeit zum zweiten Mal die Kriterien falsch gelistet und gewichtet. Auf Letzteres deutet schon allein die Gewichtung des Preises hin: Wer in der Schweiz – und bei möglichen Schweizer Anbietern – den Preis mit 45 Prozent gewichtet, demonstriert damit klar, dass er den Auftrag nicht einem Schweizer Unternehmen geben möchte. Schliesslich weiss jedes Schulkind, dass wir hierzulande die höchsten Löhne und Liegenschafts- und damit auch die höchsten Produktionspreise haben.

Während andere Länder – auch und gerade gegen die Schweiz – ihre protektionistischen und Zollmauern errichten, geben wir unsere Steuergelder freigebig und ohne Not im Ausland aus. So als wären die WTO und ihre Regeln noch immer in Kraft und eine heilige Kuh. Bloss sind wir bald die Letzten, die noch an diese Organisation und ihre Regeln glauben. Und das, obwohl wir gerade selber zu den grossen Opfern von deren Nichteinhaltung zählen. Die US-Strafzölle lassen grüssen. Kann man denn noch realitätsferner sein?

Danke sagen wird uns für ein solches Verhalten niemand – höchstens wird man über uns lachen.