Dienstag, 8. April 2025

Mittelmass statt Spitzenleute

Immer wieder – neustens bei den Wahlen für die Solothurner Regierung, kürzlich für jene in den Bundesrat – wird das Jammern kund: die Fähigsten wollen gar nicht erst kandidieren. Tatsächlich haben die Parteien – vor allem die bürgerlichen unter ihnen – zusehends Probleme, wenn es darum geht, Top-Leute (ausgezeichnete Ausbildung, vielfältige Lebenserfahrung, eine Fülle von Kompetenzen, Führungsqualitäten und eine kommunikative, integre Persönlichkeit) für Top-Ämter zu motivieren.

Woran mag das liegen? Einerseits, wird dann geklagt, haben Top-Leute hervorragende Karrierechancen, die mehr bieten als ein unsicheres Volksmandat. Anderseits wird die hohe Belastung angeführt: viel Arbeit und viel Verantwortung.

Beide Gründe vermögen nicht zu überzeugen. Ein Hauptgrund mag vielmehr sein, dass das Prestige des Amtes enorm abgenommen hat. Weder Bundes- noch Regierungsräte sind heute Respektspersonen, die auch so behandelt werden. Vielmehr dienen diese Positionen öfter mal dazu, an ihnen das eigene Mütchen zu kühlen. Die Angriffe finden dabei auf allen Ebenen (auch und vermehrt auf Social Media) statt und sie lassen immer öfters den Anstand wie einen minimalen Respekt vor der grundlegenden menschlichen Würde des Gegenübers vermissen.

Wer ein öffentliches Amt annimmt, braucht deshalb eine besonders dicke Haut – und seine nächsten Angehörigen benötigen diese auch.

Parallel zur Abnahme des Renommees dieser Ämter ist tatsächlich auch das Niveau vieler Persönlichkeit, die solche Ämter bekleiden rückläufig. Die oben angeführten Ansprüche werden schon mal äusserst grosszügig interpretiert, wenn Parteien eine geeignete Kandidatin oder einen Kandidaten finden müssen. Leider vermögen etliche dieser Knapp-genügend-Kandidatinnen ihre anderen Mankos nicht durch besonders grosse Volksnähe zu kompensieren. Das Resultat: das Image der Position leidet erst recht. Und damit fragen sich potenzielle Kandidaten immer öfters: «Soll ich mir das antun?»

Zur Erinnerung: Früher war es einmal eine besondere Ehre, das Vertrauen und Mandat des Stimmvolkes erhalten zu haben. Wenn jedoch Parteisoldatinnen und Egomanen neben Mittelmass in den Behörden sitzen, sind diese schlicht für Topleute nicht attraktiv genug, um alles Andere rund ums Amt zu kompensieren.

Die Exekutive sollte die Verwaltung führen. Kann sie das nicht oder nur teilweise, führt die Verwaltung die Exekutive. Das mag Manchen belustigen – für unseren Staat und damit für uns alle ist es negativ. Und das ganz besonders in Krisenzeiten.

Fazit: die Parteien müssen ihre künftigen Exekutiv-Mitglieder sehr sorgfältig auswählen und gezielt fördern und unterstützen. Sie sind nicht einfach im Wahlkampf und künftig Zahlstellen für die Partei. Sondern zentrale Persönlichkeiten, deren Motivation Sorge zu tragen ist.

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